Die basische Ernährung ist Teil der alternativen Medizin. Diese besagt, dass durch "falsche" Ernährung der Säure-Basen-Haushalt negativ beeinflusst wird, indem es zu einer „Übersäuerung“ kommt. Dies sei die Ursache verschiedenster Krankheiten und soll durch eine basische Ernährung verhindert werden. Solltest Du Dich also von nun an also basisch ernähren?
Basische Ernährung: Was ist der Säure-Basen-Haushalt?
Säuren und Basen in Deinem Körper
Was haben Säuren und Basen mit Deinem Körper zu tun? In verschiedenen Regionen und Organen Deines Körpers liegen, je nach Funktion, unterschiedlich viele Säuren und Basen vor. Diese lassen sich über den pH-Wert messen, der einen Wert von 0-14 annehmen kann. Je höher der Wert, desto basischer und je niedriger dieser liegt, umso saurer. In einem sauren Bereich liegen Dickdarm und Vagina sowie der Magen, der dadurch in der Lage ist, Krankheitserreger abzutöten und Deine Nahrung zu zersetzen. Das Blut liegt hingegen in der Regel immer in einem leicht basischen Bereich (7,35 und 7,4). Auch Teile des Dünndarms haben einen basischen pH-Wert, wodurch der vorher angesäuerte Nahrungsbrei wieder neutralisiert wird.
Warum “übersäuert” Dein Körper nicht?
Damit im Körper überall der richtige pH-Wert vorliegt, verfügt er über verschiedene Regulationsmechanismen, durch welche überschüssige Säuren und Basen ausgeschieden oder verstoffwechselt werden. Säuren können so über verschiedene Puffersysteme reguliert, über die Lunge abgeatmet oder über die Niere und dann weiter über den Urin ausgeschieden werden. Auf diese Weise kann ein gesunder Körper überschüssige Säuren leicht entfernen. Diese Mechanismen sorgen dafür, dass der pH-Wert unseres Blutes immer stabil in dem bestimmten Grenzbereich liegt, da schon eine geringe Änderung lebensgefährlich werden kann.
Woher kommen Säuren?
Unsere ausgeklügelten Regulationsmechanismen sorgen also generell für die Balance in unserem Körper. Doch woher kommen die Säuren, von den gesprochen wird? Diese stammen unter anderem aus unserer Nahrung. Denn während der Verstoffwechselung von Lebensmitteln entstehen unterschiedliche Abbauprodukte in unserem Körper. So lassen sich Lebensmittel in basenbildende, säurebildende und neutrale Lebensmittel unterteilen. Welche Abbauprodukte gebildet werden, hängt also nicht vom Geschmack eines Lebensmittels ab, sondern von deren Verdauung in unserem Körper. Obst - auch Zitronen - und Gemüse gehören größtenteils zu den basischen Lebensmitteln. Da sie eine Menge Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten, welche Säuren neutralisieren. Tierische Produkte wie Eier, Käse und Fisch, aber auch manche pflanzliche Lebensmittel wie Reis, Haferflocken, Brot und Nudeln sind hingehen säurebildende Lebensmittel. Diese enthalten schwefel- und phosphathaltige Verbindungen, bei denen sich saure chemische Verbindungen bilden, wenn sie im Körper verwertet werden. Bei welchem Lebensmittel welche Abbauprodukte entstehen, kannst Du unten der basischen Lebensmittel Liste entnehmen. Neben der Ernährung können Säuren auch durch Stress, zu wenig Bewegung oder Rauchen entstehen.
Basische Lebensmittel
"Übersäuerung" durch falsche Ernährung?
Zahlreiche Ernährungsratgeber warnen vor einer „Übersäuerung“ des Körpers durch eine falsche Ernährung. Der Verzehr von zu vielen säurebildenden Lebensmitteln soll das Gleichgewicht von Säuren und Basen stören, wodurch der Körper viel Aufwand betreiben muss, um den Säureüberschuss wieder auszugleichen. Folge sei die Ablagerung in Form von „Schlacken“- ein erschöpfter, müder Körper - und damit die Ursache zahlreicher Erkrankungen. Im Internet finden sich unzählige Lösungen, die über Trennkost, Basenfasten oder eine ausschließlich basische Ernährung hinausgehen. Ganz so einfach ist die Lage jedoch nicht. Vieles ist nicht wissenschaftlich begründet, bei anderem sind sich wiederum die Experten nicht einig - Studienergebnisse sind widersprüchlich. Trennkost und eine entschlackende Wirkung durch eine basische Ernährung bzw. die Existenz von “Schlacken” sind nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Auch das Auslösen von Müdigkeit und Erschöpfung lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht bestätigen. Generell kann man sagen, dass unsere Regulationsmechanismen in der Lage sind, große Mengen an Säuren auszuscheiden und ausgleichen können.
Anders sieht dies bei gesundheitlich vorbelasteten Menschen aus. Bei schlecht eingestelltem Diabetes oder chronischen Erkrankungen von Organen, die Teil des Regulationssystems sind, wie der Lunge, Niere oder der Verdauungsorgane, kann es zu einer metabolischen Azidose - also zu einer Blutübersäuerug - kommen.
Bei einem gesunden Menschen kann auch bei einer fleischlastigen und gemüsearmen Ernährung keine Azidose ausgelöst werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein dauerhafter Verzehr von säurebildenden Lebensmitteln gesundheitsfördernd ist. Auch wenn es wenig wissenschaftliche Beweise gibt, kann sich möglicherweise eine überwiegend basische Ernährung im Vergleich zu einer säurelastigen Ernährung positiv auf den Blutdruck und somit auf das Herz-Kreislauf-System auswirken und auch das Risiko für Nierensteine verringern.
Die Einteilung von Lebensmitteln in säurebildende und basische Lebensmittel ist abhängig von der verwendeten Messmethode, dadurch können Unterschiede zustande kommen. Diese Einteilung richtet sich nach dem PRAL-Wert (potential renal acid load), der sich an der potenziellen Nieren-Säure Belastung orientiert.
Solltest Du Dich basisch ernähren?
Nein, wir schließen uns der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an und raten von einer rein basischen Ernährung ab. Ein automatisches Ausgrenzen von säurebildenden Lebensmitteln kann dazu führen, dass Du lebenswichtige Nährstoffe auf Dauer in zu geringen Mengen zu Dir nimmst. Beispielsweise enthalten säurebildende Lebensmittel wie Linsen wertvolle Proteine, Mandeln und Walnüsse gesunde essenzielle Fette und Vollkornbrot wichtige Ballaststoffe. Diese sind jedoch nur schwach säurebildend und werden zu den sogenannten “guten Säurebildnern” gezählt. Sie sind Teil einer basenüberschüssigen Ernährung, die sich aus 80 % basenbildenden und 20 % guten säurebildenen Lebensmitteln zusammensetzt. So sind einige Punkte einer basischen Ernährung durchaus empfehlenswert. Wenn man einen Blick auf die basische Lebensmittel Liste wirft, fällt auf, dass diese eine fleischarme, aber gemüse- und obstreiche Ernährung unterstützt, von welcher unser Körper in jedem Fall profitiert. Wenn Du gesund bist und Dich gesund ernährst, brauchst Du Dich aber nicht speziell basisch ernähren und musst Dich somit nicht vor einer „Übersäuerung“ fürchten. Am sichersten und gesündesten ernährst Du Dich ausgewogen und abwechslungsreich. Hilfreich sind hier die Vorgaben der DGE, indem Du täglich 5 Portionen Gemüse und Obst zu Dir nimmst - 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst. Als Maß für eine Portion kannst Du Dich an Deiner Hand orientieren.
Weiter ist auch gesundheitlich vorteilhaft, Stress zu vermeiden. In unserem Interview mit der Ernährungstherapeutin Dr. Dorothea Portius erfährst Du mehr über das Thema Nervennahrung und die Auswirkungen auf unseren Körper. Außerdem ist auch Bewegung eine sehr wichtiger Teil eines gesunden Lebensstils: Während der sportlichen Betätigung werden einerseits Säuren über den Schweiß und andererseits Kohlenstoff über die Lungen abgegeben. Wie wäre es beispielsweise mit einem Spaziergang in der Mittagspause oder einer kleinen Joggingrunde vor dem Sonntagsfrühstück?
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